Der Wald der Zukunft?
oder: Die Überlegung, was einen enkeltauglichen Wald ausmacht
Kinder sind unsere Zukunft und deren Kinder und Kindeskinder. Dabei ist es wichtig, dass unsere Nachfahren ebenso gute oder sogar noch bessere Lebensbedingungen vorfinden, als wir heute. Das ist sicherlich das Kernanliegen der meisten Eltern und Großeltern. Diese Fürsorglichkeit für kommende Generationen ist nichts Neues: Vor über dreihundert Jahren wurde in den Wäldern Sachsens das Holz immer knapper. Die Bäume wurden für den Bergbau geschlagen und der Oberbergmann Hans-Carl-von-Carlowitz erkannte, dass etwas unternommen werden musste, ansonsten würde die Bevölkerung von morgen statt satter Wälder nur wüste Hügel vorfinden.
Hans-Carl-von-Carlowitz verfasste im Jahr 1713 ein Werk nach damals modernstem forstlichem Wissenstand die „Haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht“ auf Latein die „Silvicultura Oekonomika“. Darin formuliert er erstmalig die Notwendigkeit für „eine continuirliche beständige und nachhaltende Nutzung“, eine Nutzung die auch den Kindern und Enkelkindern das Leben mit und von dem Wald ermöglicht.
Blickt man heutzutage auf die flächenweise kahlen Waldgebiete beispielsweise im Harz oder Frankenwald (Deutschland), oder auch in viele andere Gegenden in Deutschland und Österreich, so stellt sich wie vor 300 Jahren die Frage, wie es mit dem Wald weitergeht. Welchen Wald sollen wir unseren Kindern und Enkelkindern hinterlassen?
Jede Waldbesitzerin, jeder Waldbesitzer weiß: Wir pflanzen den Baum, unsere Kinder sehen ihm beim Wachsen zu und frühestens unsere Enkelkinder können ihn nutzen. Unser Handeln am Wald hinterlässt seine hölzernen Spuren in 100 – 150 Jahren, so lange brauchen beispielsweise Buchen und Eichen – je nach Standort – bis wir sie ernten können. Aber müssen wir die Bäume überhaupt ernten? Ist das überhaupt noch zeitgemäß? Was muss so ein Wald von morgen alles erfüllen, damit unsere (Ur-)Enkel ein angemessenes Walderbe vorfinden? Ganz anthropozentrisch betrachtet, brauchen wir Menschen den Wald für viele verschiedene Bereiche unseres Lebens.
CO2 Speicher Wald – ein gutes Klima für die Enkel
Aktuell ist Wald vor allem als CO2 Speicher im Fokus. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland etwa 675 Millionen Tonnen klimaschädliches Kohlenstoff-Dioxid ausgestoßen. Grob gerechnet ist ein Hektar Wald jährlich in der Lage, 6 Tonnen CO2 zu speichern. Bei 11,4 Mio Hektar Waldfläche in Deutschland, wird durch Wald jedes Jahr knapp 1/10 der deutschen Kohlenstoffdioxid Emissionen durch Wälder wieder kompensiert. Wird das Holz aus den Wäldern langfristig genutzt, so steigert und verlängert man diesen Speichereffekt um mehrere Jahrzehnte, teils sogar Jahrhunderte. Ein Beispiel hierfür ist das Bauen mit Holz. Idealerweise wird sogar nach Lebensende eines Holzhauses der Rohstoff Holz weitergenutzt und erhält beispielsweise im Upcycling als Möbel ein zweites, womöglich drittes Leben.
Vom Pfahlbau zum Holzhaus von morgen
Und damit sind wir auch schon mittendrin in der stofflichen Nutzung unserer Wälder. Holz ist ein Rohstoff, der seit Jahrtausenden von uns Menschen genutzt wird. Archäologische Zeugnisse von Pfahlbauten beispielsweise am Bodensee veranschaulichen, dass die Menschen bereits vor fast 6.000 Jahren den Rohstoff Holz für ihre Häuser nutzten. Auch heute wird vieles aus Holz gebaut.
In Bayern erreicht die Holzbauquote aktuell einen Anteil von 30%. Moderne Stadtplanung kommt kaum noch ohne den klimafreundlichen Baustoff Holz aus. So findet man in München eine ökologische Mustersiedlung aus Holz, im Rahmen des Projektes Prinz-Eugen-Park. Hoch hinaus geht es etwa in Wien, mit Österreichs höchster Architektur aus Holz: Das „Hoho“ – Holzhochaus reicht mit seinen 24 Stockwerken ganze 84 Meter in den Himmel. Als grobe Faustregel gilt: in einem Kubikmeter verbautem Holz ist gleichzeitig 1 Tonne klimaschädliches Kohlenstoffdioxid gebunden (CO2). Dabei gibt es zwischen den Baumarten Unterschiede, Im Laufe ihres Lebens speichert eine ausgewachsene Buche von etwa 3,4m³ Holzvolumen fast eine Tonne mehr an CO2 im Vergleich zu einer Fichte des gleichen Volumens. Möchte man für die Zukunft über die Holznutzung aktiv einen gezielten Beitrag zum Klimaschutz leisten, gilt es ein Augenmerk auf die Holzart zu richten, die genutzt wird und entsprechend Jahrzehnte zuvor kultiviert werden muss. Vereinfacht gesagt: Welche Baumarten wir heute pflanzen, entscheidet darüber – wenn auch im überschaubaren Maße – welchen Speichereffekt unsere Enkel durch die stoffliche Nutzung von Holz in Zukunft erzielen können.
Kunststoff aus Holz für die Nachfahren
Noch sehr viel älter als Zeugnisse alter Holzbaukunst sind die Belege für die Verwendung von Holz als Werkzeuge und Waffen. Beispielsweise können die „Schöninger Speere“, neun hölzerne Jagdspeere, auf ein Alter von 290.000 bis 337.000 Jahre datiert werden. Aber auch heute spielt Holz als nachwachsender Rohstoff eine wesentliche Rolle beispielsweise im Rahmen der holzbasierten Bioökonomie. Beständig wird daran geforscht, welche Produkte unter anderem aus Holz erzeugt werden können. Hintergrund ist dabei, dass Holz nicht nur CO2 speichert, sondern auch bei kurzfristiger Nutzung CO2 weitgehend neutral ist, ganz im Gegensatz zu fossilen Rohstoffen wie Erdöl. Entsprechend wird untersucht, wie Textilien, Plastik, Dämmmaterialien und vieles mehr aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz substituiert werden können. Die Wälder der Zukunft werden voraussichtlich also eine noch größere Rolle als Lieferant für die stoffliche Nutzung spielen, hinzu kommt der Bedarf an Energieholz in Form von Pellets, Hackschnitzeln und Scheitholz.
Schutz durch Wälder
Doch unsere Wälder müssen uns heute wie morgen noch weit mehr liefern als Rohstoffe. Extreme Wetterereignisse können in Zukunft (laut Prognose des Deutschen Wetterdienstes) häufiger werden. Die Rede ist vor allem von Sturm- und Stark-Niederschlagsereignissen. In den Alpen könnten sich die Schneeverhältnisse in Richtung gefährlicher Lawinenlagen verschieben. Forscher in Davos am Institut für Schnee- und Lawinenforschung gehen davon aus, dass in Zukunft schwere Schneestürme und längere Schönwetterperioden im Wechsel verstärkt zu Schneedecken führen könnten, die brüchiger und fragiler sind. Während die einen im Winter fröhlich den Hang hinuntersausen, sind es oft die Wälder, welche die Schneemassen festhalten und Schlimmes verhindern. Wo gesunde Bergwälder wachsen, braucht es weniger aufwändigen Lawinenschutzverbauungen.
Ähnlich ist es auch in Sachen Bergrutsch, wenn nach anhaltenden Starkregenereignissen ganze Hänge völlig aufgeweicht in Bewegung geraten. Die Bäume halten mit ihren Wurzeln das Erdreich fest und schützen, was bergab liegt. Auch gegen Überschwemmungen wirkt Wald als natürlicher Schutz. Nehmen Starkregenereignisse zu, brauchen unsere Enkel besonders entlang der Flüsse Waldflächen. Wälder wirken als natürliche Schwämme. Wasser wird zwischenzeitlich aufgenommen und dann peu á peu wieder abgegeben. Wiesen und Weiden hingegen nehmen kaum Wasser auf, der Großteil fließt ab. Die Hochwassergefahr kann durch Wälder reduziert werden – ein wichtiger Aspekt angesichts der Prognosen verschiedener Klimamodelle. So berechnet etwa des Potsdam-Institut für Klimaforschung, dass (extreme) Hochwasserereignisse in Zukunft häufiger werden.
Natürlich kommt es auch hier darauf an, dass der Wald gesund ist und die richtigen Baumarten darin wachsen, denn der Oberflächenabfluss von Wasser ist in jungen oder alten und verlichteten Fichtenbeständen deutlich höher, als beispielsweise in Mischbeständen eines gestuften Bergmischwaldes, wie die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft feststellt. Lawinenschutzwald, Hochwasserschutzwald – es kommt natürlich darauf an, wo ein Wald liegt. Nur so lässt sich erkennen, welche Rolle er für uns und später einmal unsere Kindeskinder spielen wird.
Erholungsoase und Rückzugsort
Für die Bewohner der großen Städte oder auch der dichter besiedelten Speckgürtel in deren Umfeld ist der Wald ein zentraler Rückzugsort aus dem Alltagstrubel und dem Großstadtlärm. Dabei ist der Zuzug in die urbanen Ballungsräume durch Corona zwar etwas verlangsamt, jedoch noch lange nicht gestoppt. Binnenwanderungs- und Außenwanderungsmodelle zeigen, dass bis ins Jahr 2045 der Bevölkerungsdruck auf die Großstädte weiter wachsen wird. Szenarien veranschaulichen, dass die Zahl der Haushalte im Ballungsraum wirtschaftsstarker Regionen in Zukunft zunimmt.
Der Wald um die Städte herum ist nicht nur Frischluftlieferant, Luftfilter, Klimahelfer und lebende Lärmschutzwand, sondern vor allem eines: Grüner Erholungsraum für zahlreiche Menschen. Der Wald ist ein Ort der Bewegung, des Ausgleichs und der Ruhe. Befragungen von 1.140 Waldbesucherinnen und -Besuchern zeigen, die Menschen nehmen den Wald als Wohlfühlraum wahr. Im Vordergrund bei den Erholungssuchenden stehen positive waldtypische Sinneseindrücke wie die frische Luft, die Ruhe und das Grün. Daneben sind die Erinnerungen geprägt von Assoziationen an die Erholung im Wald mit Entspannung, Wohlempfinden, positiven Erlebnissen und verschiedenen durchgeführten Aktivitäten.
Motorsägenrattern und Harvester passen in diese Kulisse nicht hinein. Das, was für einen Forstwirt zur täglichen Routine zählt, wird vom Schwammerlsucher als Störfaktor empfunden. Aktive Forstwirtschaft und Erholungssuchende ergeben eine oft konfliktreiche Mischung.
Zukunftsmodell separierte Waldfunktionen?
Und jetzt? Wäre es vielleicht ein Zukunftsmodell, wenn wir die Wälder Österreichs und Deutschlands einfach nach ihrer Funktion aufteilen? Dort, wo weniger Waldbesucher das Bedürfnis nach Ruhe und Naturgenuss einfordern vielleicht unsere Wirtschaftswälder? Rund um die Städte reine Erholungswälder, um die Kurbäder herum Heilwälder und irgendwo dazwischen Naturschutzwälder- in denen der Mensch nichts verloren hat, weder zur Holzernte, noch für seine Freizeit? Wäre solch eine Unterteilung ein Modell für unsere Enkelkinder?
Wilde Wälder für die Zukunft?
Aktuell wird viel darüber diskutiert, ob Flächen gezielt stillgelegt werden sollten, um dem Naturraum Wald mehr Fläche zuzugestehen. Wildnis dient als Idealvorstellung eines Ökosystems Wald. Die Argumentation beinhaltet Ergebnisse, dass etwa Naturwaldreservate eine höhere Artenvielfalt aufweisen (z.B. bei Spechtarten oder Käferarten) als Wirtschaftswälder. Andere Studien kommen wiederum zum Ergebnis, dass Wirtschaftswälder durchaus je nach Aufbau den wilden Wäldern überlegen sind in Sachen Artenvielfalt. Wer Recht hat? Wer weiß. In jedem Fall sind Naturwaldreservate oder Nationalparks faszinierende Studienobjekte natürlicher Waldentwicklung. Auch für die Waldbewirtschaftung lässt sich daraus viel ableiten. Sicherlich ist die Forderung gerechtfertigt, Pflanzen und Tieren wieder verstärkt Refugien zuzugestehen. Unsere Verantwortung gegenüber der Natur und Biodiversität erfordert, dass wir Lebensräume erhalten bzw. ausweiten. Letztendlich schützen wir auf diese Weise unsere eigene Lebensgrundlage, da wir Teil dieses komplexen Systems sind. Artenschutz, Biodiversität und Naturschutz funktionieren jedoch auch im Einklang mit einer schonenden und naturnahen Bewirtschaftung. Nützen und Schützen heißt die Devise. Totholz, naturnahe Mischungen, kleinteilige Strukturierung der Bestände mit Freiflächen, vielfältige Höhen-Schichtung, Wasserstellen, u.ä. erhöhen die Artenvielfalt. Gleichzeitig können passende Bäume im Rahmen einer schonenden Holzernte entnommen und genutzt werden. Naturverjüngung und standortgerechte Nach-Pflanzungen sichern wiederum den Wald der Zukunft.
Glücklicherweise ist eine räumlich-funktionelle Gliederung unserer Wälder also nicht nötig und sicherlich auch in der Regel nicht sinnvoll. Naturschutzwald, Wirtschaftswald, Erholungswald, Schutzwald, Bannwald, Heimatwald – welche Rolle wir unseren Wäldern auch immer abverlangen, all das gelingt auf einer Fläche. Kontinuierlich wird daran geforscht, wie man all diese Rollen unter einem Blätterdach verbinden kann.
Wald der Gesellschaft – Wald der Waldbesitzer
Wie schaut denn nun ein Enkel-tauglicher Wald aus? Diese Frage lässt sich also zum einen von der gemeinwohlorientierten und volkswirtschaftlichen Seite auflösen: Welchen Wald brauchen die Enkelkinder unserer heutigen Gesellschaft? Doch auf der anderen Seite gibt es natürlich auch die Enkelkinder der aktuellen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer oder die „Nach-Nach-Nachfolger“ unserer heutigen der Försterinnen und Förster. Welche Bäume werden all diejenigen im Wald vorfinden, die den Wald pflegen, den wir heute planen und pflanzen?
Bäume der Zukunft
Die Mischung machts mal wieder – doch die Mischung aus welchen Bäumen? Welche Bäume können wir unseren Enkelkindern guten Gewissens hinterlassen, gerade mit dem Wissen, dass in einem Hitzesommer, wie dem diesjährigen, so viele verschiedene Baumarten unter der Dürre gelitten haben? Um es vorweg zu nehmen, so ganz sicher sind sich die Forscher noch nicht, welches die Bäume der Zukunft sind. Die Untersuchungen laufen in verschiedene Richtungen.
Die Herkunft der Zukunft
Zum einen wird in Richtung „Herkünfte“ geforscht. Eine Buche, die im Bergland wächst, unterscheidet sich genetisch beispielsweise von den Buchen des Flachlands. Eine Buche, welche ihre Herkunft im warmen Burgenland hat, wird die kalten und oft extremen Bedingungen eines Tiroler Bergwaldes nicht überleben. Die Bäume haben sich an ihre lokalen Standortvoraussetzungen angepasst und weisen entsprechend genetische Unterschiede auf.
Die Forscher suchen nun gezielt innerhalb einer Baumart nach Herkünften, die sich beispielsweise für trockene Standortvoraussetzungen eignen. Auf diese Weise könnte man mit den klassischen Baumarten einer Region weiterarbeiten – nur eben mit Herkünften, die für die klimatischen Änderungen besser geeignet sind.
Waldumbau für unsere Enkel und Urenkel
Ein anderer Weg ist, die Baumarten einer Region vollkommen zu wechseln – Stichwort „Waldumbau“. Auch hier spielen passende Herkünfte eine wesentliche Rolle. Nach und nach sollen z.B. Fichtenreinbestände in Mischbestände umgebaut werden. Mischbestände puffern Dürrephasen prinzipiell besser ab als Reinbestände. Zudem sind sie weniger anfällig gegenüber Schädlingen (Beispiel Borkenkäfer), Windwurf und Schneebruch, sie weisen in der Regel eine höhere Artenvielfalt auf und zeigen im Vergleich zwischen den jeweiligen Baumarten eine höhere Produktivität gegenüber Reinbeständen. Gemischte Bestände lohnen sich also nicht nur in Sachen Risikominimierung, sondern auch in Sachen Holzernte.
Beim Waldumbau werden besonders für den jeweiligen Standort passende Baumarten in die Mischung eingebunden. Gleichzeitig achtet man auf die grundsätzlich mit einer Baumart verbundenen Eigenschaften wie z.B. generelle Trockentoleranz. Auch die Konkurrenz der Baumarten untereinander um Nährstoff und Licht bestimmen die Waldgestaltung. Das heißt beispielsweise, welche Lichtbaumarten kombiniert man mit welchen schattentoleranten Arten.
Neue Arten sucht das Land
Doch welche Arten sind denn nun zukunftsfähig? Die Untersuchungen laufen, d.h. eine Mischung aus Anbauversuchen, dem Sammeln von Erfahrungen, Versuch und Irrtum und mehr. Beispielsweise für Bayern wurde durch die Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft Vorhersagen berechnet, wie gut verschiedene Baumarten mit dem Wandel der klimatischen Voraussetzungen zurechtkommen werden (Zeitraum 2071-2100). Diese zeigen, dass in Zukunft vor allem wärmeliebende Baumarten wie Eichenarten (Flaumeiche, Stileiche, Traubeneiche), Lindenarten (Winterlinde, Sommerlinde), Spitzahorn, Esche und je nach Standort (nicht zu trocken) die Rotbuche im Klimawandel eine gute Wahl sein können.
Auch stellt sich heraus, dass die Tanne etwa besser mit dem Wandel zurechtkommen wird, als die Fichte. Wo eine Baumart tatsächlich ihre jeweilige Stärke ausspielen kann, hängt wie immer von der Summe der örtlichen Standortfaktoren ab (Wasserversorgung, Nährstoffe, pH Wert, Temperaturen, etc.).
Welche Rolle werden die Douglasie oder anderen nicht heimischen Alternativen spielen? Auch hier wird erprobt und geforscht. Atlaszeder, Küstentanne, Schwarzkiefer, Tulpenbaum, Esskastanie, Roteiche sind nur einige Beispiele für Baumarten, die bei uns künftig vermehrt zum Einsatz kommen könnten.
Gleichzeitig muss natürlich auch der Einfluss auf das Ökosystem Wald geprüft werden, wenn nicht-heimische Baumarten kultiviert werden sollen. Neben den Chancen im Klimawandel sind neuen Baumarten auch Risiken verbunden, etwa Invasivität, neue Folgen neuer Schädlingsarten, Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere, Erdreich, etc.
Wald im Wandel
Kein leichter Entscheidungsprozess, welche Bäume die Wälder unserer Nachfahren prägen werden. Die Untersuchungen gehen weiter, einheitliche Empfehlungen können kaum ausgesprochen werden, da man immer die örtlichen, kleinräumigen Gegebenheiten miteinbeziehen muss. Sicher ist nur, der Wald unserer Enkel wird teilweise anders aussehen als unser heutiger. Der Wald muss vielen Ansprüchen gerecht werden für Gesellschaft, Wirtschaft und als Naturraum für Pflanzen und Tiere. Vielleicht müssen wir Menschen jedoch auch unser Herangehen an den Wald ein wenig anpassen. Der Wald schaffte es, all diese Bedürfnisse zu erfüllen, wenn wir Menschen ihm die Chance geben, ein möglichst natürliches Gleichgewicht zu erhalten.
Der Wald hat sich schon immer gewandelt. Vor vielen Tausend Jahren dominierten etwa in der mittleren Steinzeit Eichen und Ulmen, später verdrängt von der Buche. Der Wald an sich ist stetig im Wandel und passt sich an, auch wenn es länger dauert, als wir Menschen gewohnt sind zu planen.
Einfach. Gesund. Ertragreich.
Nach all diesen Zukunftsszenarien noch einmal die Frage: Wie sieht er denn jetzt aus, der enkeltaugliche Wald? Stellt man einem Waldbesitzer diese Frage, so bekommt man eine ganz klare Antwort: „Ich möchte, dass er noch steht, dass er gesund dasteht. Ich möchte, dass meine Enkelkinder ein bisserl Geld rausbekommen aus dem Wald und das Holz nutzen können. Und dass sie möglichst wenig Arbeit und Ärger damit haben.“
Der Beitrag ist zuerst erschienen im Online Magazin „saftig“, Ausgabe Herbst 2022 „Holzgeflüster“: https://www.saftigmagazin.com/
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