Manche mögen’s heiß

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Heizen mit Holz

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In diesem Beitrag geht es um die laut Charles Darwin „wahrscheinlich größte Entdeckung mit Ausnahme der Sprache, die von Menschen gemacht worden ist. Diese Erfindung nutzen wir seit etwa einer Million Jahren, manche Forscher vermuten, dass sie sogar seit etwa 2 Millionen Jahren eine Rolle spielen könnte in der Evolution der Menschheit. In diesem Beitrag geht es heiß her, das Feuer – genauer das Heizen mit Holz ist Thema dieser Waldseiten Folge.

Die Entdeckung des Feuers

Wie bereits angesprochen, es könnte sein, dass der Homo erectus bereits vor 2 Millionen Jahren mit Feuer hantierte, vermutlich zu diesem sehr frühen Zeitpunkt eher mit Feuern, die durch Blitze o.ä. zu Stande gekommen sind. In Südafrika in der „Wonderwerk“ Cave wurden Relikte einer Feuerstelle gefunden, welche die Forscher auf ein Alter von ca. 800.000 Jahren datieren. Spuren verbrannter Tier- und Pflanzenteile und durch Hitze zerborstene Steine in einer Höhlentiefe von etwa 30 Metern zeigen, dass die frühen Menschen dort eindeutig mit Feuer hantierten. Dabei handelt es sich um  ein Feuer mit Temperaturen von maximal 700 Grad, das vermutlich durch Gras und Blätter in Gang gehalten wurde.

In Europa wurden alte Feuerstellen gefunden, die auf ein Alter von ca. 250.000 bis 300.000 Jahren geschätzt werden. War das Feuer anfangs noch aus Gras und Blättern, so wurden bald auch Äste, Zweige, Holzstücke verbrannt. Die Fähigkeit, Feuer zu nutzen und sogar selbst zu entfachen wird von den Wissenschaftlern als essenziell für die menschliche Entwicklung angesehen. Mit dem Feuer konnte sich die Ernährung der frühen Menschen ändern und damit das Wachstum des Gehirns. Zum einen erschlossen sich neue Nahrungsquellen, denn manchen Pflanzen werden erst erhitzt genießbar. Zum anderen – und vermutlich wichtiger – können die Nährstoffe aus gekochtem, gebratenem oder anders erhitzter Nahrung wie Fleisch, vom Körper besser erschlossen werden. Das Essen ist leichter verdaulich, gleichzeitig erhält der Körper mehr Nährstoffe und Kalorien.

Zum modernen Menschen dank Feuer

Insbesondere für das Hirnwachstum ist das essenziell. Unser menschliches Hirn wiegt etwa 1300g und macht damit weniger als 2% des Gewichts einer erwachsenen Person aus. Demgegenüber steht der Energiebedarf des Gehirns, es verbraucht bereits im Ruhezustand etwa 20% unserer Energie. Mit der deutlich verbesserten Nahrungsversorgung dank Feuer konnte sich das menschliche Hirn schneller weiterentwickeln. Hinzu kommt ein besserer Schlaf dank Feuer. Feuerstellen boten einen gewissen Schutz vor den Übergriffen wilder Tiere. Über Isotopenanalysen des fossilen Zahnschmelzes von Raubkatzen ist nachgewiesen, dass die frühen Menschen auf dem Alltags-Speiseplan von Höhlenlöwen, Sägelzahntiger und Co standen. Instiktiv zeigen diese Räuber jedoch (auch heute noch) eine natürliche Scheu vor Feuer und halten sich von den Flammen fern. Die Forscher gehen davon aus, dass – geschützt vom Lagerfeuer – der Schlaf besser wurde und das Gehirn im Schlaf die täglichen Eindrücke besser verarbeiten konnte, Erinnerungen langfristiger gespeichert werden konnten. Feuer bietet nicht nur eine bessere Nahrungsverwertung und Schutz, sondern auch Licht. Dieses Licht veränderte höchstwahrscheinlich den Tagesrhythmus der Menschen. Bis zu vier Stunden schätzen Wissenschaftler schenkte das Feuer an zusätzlicher Zeit in Helligkeit und damit Zeit für Gespräche, Geschichten, Planungen und soziales Miteinander.

Feuer brachte den frühen Menschen einen Entwicklungsschub

Von da an ging es bergauf. Mit dem Feuer kamen im Laufe der Jahrtausende und Jahrhunderte zahlreiche wichtige Erfindungen hinzu. In China zeugen Funde von vor 20.000 Jahren von früher Töpferkunst und davon, dass Ton im Feuer zu haltbaren Gefäßen gebrannt wurde. In der Steinzeit vor rund 10.000. Jahren begannen erstmals Menschen mit der Verarbeitung von Metallen, zunächst mit Kupfer, später mit Bronze und schließlich Eisen. Mit dem Feuer konnten sich Berufe entwickeln wie Töpfer, Schmied, Bäcker oder Glasbläser oder Seifensieder aber auch solche Berufsgruppen, die uns vor der gefährlichen und zerstörerischen Seite des Feuers bewahren, wie die Kaminkehrer oder Feuerwehrleute.

Heizen mit Holz: Fortschritt oder Rückschritt?

Der Brennstoff für Feuer ist – heute, wie früher – Holz. Natürlich spielen heutzutage fossile Brennstoffe eine große Rolle, wie etwa Erdöl, Steinkohle oder Erdgas. Doch wenn wir an Feuer denken, dann haben wir nach wie vor das Lagerfeuer aus Jugendtagen vor Augen oder ein prasselndes Feuer im Kaminofen. In Deutschland liegt die Zahl der Holzöfen bei ca. 11 Millionen. Doch ist es überhaupt sinnvoll, heutzutage noch mit Holz zu heizen? Handelt es sich hierbei vielleicht nur um die Befriedigung unsere Urinstinkte: die Suche nach Schutz vor nächtlichen Gefahren, die Verheißung nahrhafter Speisen und wärmender Getränke, die Sehnsucht nach sozialen Kontakten am Lagerfeuer? Müssten wir dank Entdeckung des Feuers vor mehreren hunderttausend Jahren, heute vielleicht in der Lage sein, auf Holzfeuer zu verzichten?

Generell gibt es Gegner und Befürworter eines Holz-basierten Feuers. Befürworter sagen, bei Holz handelt es sich um einen regional verfügbaren und nachwachsenden Rohstoff, dessen Klimabilanz neutral bleibt, was sehr positiv zu bewerten ist. Beim Verbrennen von Holz wird nur jeweils so viel CO2 freigesetzt, wie zuvor während des Wachstums des Baumes gebunden wurde. Gegner des Holzfeuers sprechen von Feinstaubemissionen und der Zerstörung des Lebensraumes Wald für energetische Zwecke. Auf beiden Seiten sind die Argumente nicht von der Hand zu weisen, viel mehr gilt ein „depends on“…

Scheitholz, Hachschnitzel, Pellets und Briketts

Es hängt beispielsweise davon ab, wie Sie beim Heizen mit Holz vorgehen, denn ein Feuer brennt zwar schnell, aber Mann oder Frau kann dabei allerhand falsch machen. Und dieses „Falsch“ oder „Richtig“ beginnt bereits bei der Wahl des Ofens, sofern man nicht nur hin und wieder ein romantisches Lager- oder Brennschalenfeuer betreiben will. Wer mit Holz heizen will hat die Qual der Wahl: Nimmt er oder sie einen Scheitholzofen, ein Gerät, das mit Hackschnitzeln brennt oder eines, das mit Pellets oder mit Briketts läuft?

Scheitholz? Pellets? Hackschnitze? Kurz erklärt:

Scheitholz sieht dem Baum, der Holzquelle, noch am ähnlichsten. Man nehme einen Stamm, säge diesen in 50cm, 33cm oder 25cm lange Zylinder und zerteile diese wie früher mittels Axt oder deutlich sicherer, kraftsparender und schneller mittels Holzspalter. Welche Holzarten für Scheitholz besser oder schlechter geeignet sind, das kommt später im Beitrag.

Geschichtetes Brennholz

Für die Herstellung von Hackschnitzeln (nicht zu verwechseln mit Hackbraten ;-)) benötigt man auf alle Fälle technisches Gerät. Während Scheitholz vorwiegend aus dem Stamm gewonnen wird, kann für Hackschnitzel auch all das verwenden, das quasi übrig bleibt. Schwaches Holz, Äste und andere Resthölzer werden in Hackern zerkleinert in maximal 45, 150 oder 200 mm lange Holzpartikel je nachdem, welche Größenklasse nach Din EN ISO 17225-4 Sie für Ihre Kleinfeuerungsanlage benötigen. Dabei können die Resthölzer teilweise sogar direkt im Wald zu Hackschnitzeln verarbeitet werden oder eben in fest installierten Anlagen. Letzteres ist prinzipiell besser zu bewerten, da das Holz vorgetrocknet werden kann. Hackschnitzel werden übrigens nicht nur verheizt, sie sind auch Ausgangs- oder Zwischenprodukt für die Papier und Zellstoffindustrie.

Kommen wir kurz zum dritten Brennstoff aus Holz, den Pellets. Holzpellets werden, wie der Name schon sagt, ebenfalls aus Holz hergestellt. Dabei kommen auch Reste aus der Sägeindustrie zum Einsatz. Vereinfacht erklärt: „Wo gehobelt wird, fallen Späne“ oder eben, wo gesägt wird gibt es Sägemehl und Sägespäne. Diese Holzabfälle, aber auch gezielt dafür zerkleinerte Rundhölzer mit schlechter Stammqualität, kommen in eine Pelletpresse und werden unter Druck durch ein Stahlgitter mit runden Löchern gedrückt. Durch den Druck erhitzt sich die Holzmasse und das Lignin im Holz wird weich bzw. flüssig, so dass es wie ein Kleber die einzelnen Holzbrösel miteinander verbindet. Heraus kommen (wie aus einem Fleischwolf) Holzwürste, die auf kürzere Zylinder zurechtgeschnitten werden.

Holzpellets

Holzbriketts werden nach dem gleichen Prinzip wie Pellets gefertigt, nur dass die Matritzenform, durch welche das zerkleinerte Holz gepresst wird, entsprechend größer ist. Auch die Form kann variieren, Sie finden auf dem Markt Briketts in Zylinderform, teilweise mit Loch in der Mitte für eine bessere Verbrennung oder quadratische Briketts, die an Ziegel erinnern.    

Palette mit Holzbriketts

Jetzt kennen Sie die Unterschiede zwischen verschiedenen Produkten, in welcher Form Sie Holz verheizen können. Natürlich ist nicht jeder Ofen für jeden Brennstoff geeignet. Pelletöfen benötigen z.B. eine Schnecke, welche die Pellets gezielt und automatisch aus einem Pelletbehälter oder Tank in die Brennschale leitet. Bei Scheitholzöfen ist der Brennraum insgesamt etwas größer, nach bestimmten Zeiträumen muss regelmäßig per Hand nachgelegt werden. Hackschnitzelanlagen funktionieren als Kleinfeuerungsanlagen ähnlich wie Pelletöfen. Gleichzeitig kommen Sie oft bei öffentlichen Energielieferanten zum Einsatz etwa für kommunale Nahwärmenetze.

Wenn’s dem Nachbarn stinkt…

Bei Holzöfen denken die meisten Menschen zu allererst an einen romantischen Kaminofen. Am Abend prasselt das offene Feuer, die Kinder karamellisieren Marshmellows und an Weihnachten rutscht der Weihnachtsmann durch den Schornstein in den Ofen, rußfrei ins Wohnzimmer und bringt eine schöne Bescherung. Oder Sie denken an einen Kachelofen mit gemütlicher Sitzbank davor. Im Winter erfüllt der Duft von Bratäpfeln die gute Stube. Ein Holzofen ist für uns oft der Innbegriff an Gemütlichkeit und Wärme. Ungemütlich wird es dabei oft für die Nachbarn, denn während wir uns wohlig wärmen, stinkt‘s den Nachbarn gehörig. Besser gesagt: wird der falsche Ofen oder das falsche Brenngut, oder der Ofen selbst falsch verwendet, dann qualmt und stinkt es oben aus dem Schornstein. Prinzipiell ist es wichtig, dass über möglichst moderne und effizient verbrennende Feuerungsanlagen mit hohem Wirkungsgrad geheizt wird. Andernfalls drohen gesundheitsgefährdende Luftschadstoffe die Luft zu verpesten: Methan, Lachgas, Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe, Stickoxide, Kohlenstoffmonoxid und Feinstaub lassen die Stimmung in der Nachbarschaft dann unter den Gefrierpunkt sinken. Einige dieser Stoffe stinken nicht nur zum Himmel, sondern sind zusätzlich auch gesundheitsgefährdend.

Qualm eines Holzofens

Um diese Stoffe auf ein Minimum zu reduzieren braucht es, wie bereits angesprochen, eine gut gewartete, effiziente Feuerstätte und zum anderen gerade, wenn es um romantische Scheitholzöfen geht, den richtigen Umgang und Herangehensweise bei Holz und Heiztechnik.

Warum brennt Holz?

Fangen wir beim Holz selbst an: Was gibt es hier Wissenswertes und warum brennt Holz so gut? Dazu brauchen wir mal wieder die chemische Zusammensetzung von Holz: In trockenem Zustand besteht Holz u.a. zu 49% aus Kohlenstoff und zu 44% aus Sauerstoff und 6% Wasserstoff.

Gemütliches Lagerfeuer

Im Wesentlichen sind die Moleküle in den chemischen Verbindungen der Cellulosen, Hemicellulosen und des Lignins im Holz gebunden. Diese Verbindungen brechen unter Hitzeeinwirkung auf, es entstehen brennbare Gase wie Propan, Methan und Butan. Diese Gase sind es, die das Holzfeuer am Brennen halten. Ist das Holz jedoch noch feucht, wird ein Teil der freigesetzten Energie aufgebraucht, um das Wasser in Wasserdampf umzuwandeln. Das Feuer brennt kälter. Dadurch entweichen schädliche Gase und deutlich mehr Feinstaub in die Luft, als beim Einsatz von trockenem Holz. Beim verfeuern von trockenem Holz würden diese normalerweise umgewandelt bzw. verbrannt. Die Belastung der Luft mit Schadstoffen ist dabei exponentiell mit der Feuchte im Holz.

Trockenes Holz

Wir brauchen also trockenes Holz. Gut Ding will Weile haben: Idealerweise sollte Holz etwa zwei Jahre trocknen dürfen, bzw. so lange bis es eine Restfeuchtigkeit von 11 – 20 Prozent am Gesamtgewicht aufweist. Hierzu lautet die Vorgabe der Bundesimmissionsschutzverordnung: Holz das feuchter als 25% ist, darf nicht verfeuert werden. Wenn Sie wissen wollen, ob ihr Holz schon bereit ist für den Einsatz im Ofen, dann können Sie das z. B. mit einem Holzfeuchtemessgerät erledigen. Dazu spalten Sie ihr gut gelagertes Holz zunächst. Danach messen Sie mittig an der frischen Spaltfläche und das am besten mehrfach.  

Bei frisch eingeschlagenem Holz direkt aus dem Wald liegt der Ausgangswassergehalt in der Regel 50%. Wie lagert man Holz nun idealerweise, damit es schnell in den Ofen darf? Haben Sie Holz vor der Hüttn? Dann haben Sie sich für eine Freilufttrocknung entschieden. Sobald die Stammstücke in Scheite gespalten sind, können Sie diese an einem Sonnen- und Windexponierten Ort so aufstapeln, dass die Stücke rundum gut belüftet sind, auch von unten. Von oben sollte ein Regenschutz das Holz abdecken, alle anderen Seiten bleiben jedoch frei, damit sich keine Feuchtigkeit anstaut. Ach ja, je kürzer die Scheithölzer sind, desto schneller trocknen sie. Daneben gibt es natürlich auch technische Trocknungsanlagen, in denen das Holz innerhalb von zwei Wochen ofenfertig aufbereitet wird. Der energetische Aufwand, der hier allerdings in die Trocknung gesteckt wird, fehlt natürlich, wenn es um die CO2 Bilanz dieses schnell aufbereiteten Holzes geht.

Brennholzstapel

Für die Lagerung von Hackschnitzeln gelten eigene Regeln. Vor allem müssen Hackschnitzel trocken gelagert werden mit guter Durchlüftung. Ansonsten bleibt da Holz nicht nur feucht, sondern neigt zudem zum Pilzwachstum. Am besten ist bereits das Holz, aus dem die Schnitzel produziert werden vorgetrocknet und mit einem möglichst geringen Grünanteil. Je gröber die Hackschnitzel, desto besser trocken sie, da sie lockerer geschüttet sind.

Bei der Lagerung von Holzpellets gilt ebenfalls, dass ein trockener Ort gefunden werden muss. Die zu Ihnen frei Haus gelieferten Pellets sind ofenfertig, also trocken. Damit sie jetzt keine Feuchtigkeit mehr ziehen, sollten sie in einer trockenen Umgebung aufbewahrt werden.

Exkurs: Wildfeuer, Streichholz, Feuerzeug und Co

Jetzt haben Sie sich mit perfekt trockenen Scheiten eingedeckt, der Winter kann kommen. Aber jetzt sind Sie als Pfadfinder, Hobby-Wildwest-Trapper oder Survival-Experte gefragt: Wie zünden Sie ein Feuer richtig an? Blicken wir kurz zurück zu unseren Steinzeitmenschen. Die ersten Feuer wurden aus natürlich entzündeten Wildfeuern gehütet. Erinnern Sie sich an den Disney-Film „Das Dschungelbuch“? Dort schlägt der Blitz in einen Baum ein und entfacht das Feuer, mit dem letztendlich der Tiger in die Flucht geschlagen wird.

Waldbrand

Solche Wildfeuer waren für die frühen Steinzeitmenschen seltene Gelegenheit, Feuer zu erhalten bis die ersten „Feuerzeuge“ erfunden wurden. Bis weit nach dem Mittelalter spielten hierbei Feuersteine eine große Rolle. Man nehme einen Feuerstein und wahlweise einen Eisenpyrit oder ein Schlageisen, um Funken zu erzeugen. Eine andere frühe Methode war das Erzeugen von Feuer über Reibung mit dem sogenannten „Feuerpflug“.  Hierfür benötigt man einen Bogen mit Sehne, ein Hartes Holz, welches mit Hilfe des Bogens angetrieben wird und ein weiches Holz in welchem das harte Holz in einer Vertiefung für Reibung und damit Hitze sorgt. Für beide Methoden braucht es Zunder, entweder Zunderschwamm aus dem Wald oder Zunder aus Rohkolben, feinem trocken Gras oder beispielsweise aus zarten Streifen abgezogener Birkenrinde/Birkenpapier.

Erst 1827 erfand man die uns bekannten Reibestreichhölzer, die 1832 unter dem Namen „Lucifers“ patentiert wurden. Tatsächlich gab es die ersten echten Feuerzeuge sogar schon früher: Johannes Fürstenberger vertrieb ab 1780 ein elektrisch-chemisches Feuerzeug, es funktionierte mit brennbarem Wasserstoffgas, das durch einen elektrisch erzeugen Funken entzündet wurde. Ab 1823 wurde das Döbereiner-Feuerzeug zu Hunderttausenden produziert, bis das besser transportierbare Streichholz es vorerst ablöste. 

Anzünden von oben

Soviel nur als kleine historische Exkursion am Rande. Zurück zur eigentlichen Frage, wie zünden Sie als Profi ein Feuer an, egal ob mit Streichholz, Feuerzeug, Feuerstein oder Feuerpflug? Eine wichtige Regel beim Anzünden kennt jeder Feuerliebhaber: Feuer braucht Luft, egal ob im Freien oder für das Feuer im Kamin. Für letzteres ist die Voraussetzung für Luft, dass der Kamin gut zieht. Einen Tipp aus dem Internet lautet, den Luftzug im Kamin in Gang zu bringen, indem man vor dem eigentlichen Feuer ein Lockfeuer startet oder mit dem Heißluftföhn Wärme in das Rohr pustet.

Das eigentliche Feuer in Gang zu bringen ist eine Kunst für sich. Früher wurden nach guter Cowboy und Indianer Tradition leicht brennbare Späne in der Mitte in Brand gesetzt, um zunächst die umliegenden dünne Anfeuer-Hölzer und anschließend das grobe Brennholz zu entfachen. Heute sprechen sich die Profis hingegen für das Anzünden von oben aus. Von oben anzünden, klingt komisch – ist aber seit viele Jahren „state of the art“: Dazu legen Sie zwei Scheithölzer mit kleinem Abstand nebeneinander und legen zwischen die beiden einen Anzünder. Darüber um 90 Grad gedreht, also quer über die Scheithölzer, platzieren Sie zwei Anfeuer-Hölzer. Über diesen platzieren Sie wiederum – erneut um 90 Grad gedreht – zwei weitere.

Wird der Anzünder nun angebrannt, entzünden sich die Anzündhölzer rasch, durch das gebaute Gitter des Andeuer-Moduls bekommt das Feuer genügend Sauerstoff, ein Kamineffekt wird erzeugt. Das Feuer brennt sich gleichzeitig nach unten durch und setzt die Scheite oder Briketts in Brand. Der große Vorteil dieses Vorgehens ist, dass zum einen das vorher erwähnte Lockfeuer oft hinfällig wird. Das Startfeuer des gitterförmigen Anzündmoduls bringt den Luftzug im Ofenrohr langsam in Gang (Sofern die Luftzufuhr von außen gewährleistet ist). Zum anderen bilden sich anfangs weniger Pyrolysegase. Teere und Öle werden zersetzt und können nicht in die Luft entweichen, es raucht weniger. Insgesamt wird eine geringere Menge an Brennstoff benötigt. Probieren Sie es einfach einmal aus, es funktioniert wirklich gut.

Während des weiteren Einschürens sollten Sie vor allem darauf achten, dass die Brennkammer nicht zu voll ist. Die Luftzufuhr wird sonst gehemmt, das Holz kann nicht mehr heiß verbrennen, sondern verkohlt im Extremfall zu einer Art Holzkohle.

Wen das Thema noch genauer interessiert, dem lege ich die Broschüre „Richtig Heizen“ ans Herz vom Technologie- und Förderzentrum Nachwachsende Rohstoffe Straubing, den Link finden Sie im Textbeitrag unter www.waldseiten.de in den Quellen.

Ach ja: Immer noch beliebt und weit verbreitet ist das Anfeuern mit Papier. Klar, Papier mit seinem hohen Cellulose-Gehalt, also viel Kohlenstoff und Sauerstoff (C12H20O10)[n], brennt schnell und gut, jedoch werden dabei Unmengen an Asche in die Luft geblasen. Das Anzünden mit Papier ist daher aus Gründen des Umweltschutzes nicht empfehlenswert und nach Bundesimmissionsschutzverordnung nicht zulässig. Zum Anheizen können Sie extra Holzanzünder verwenden oder sich feine Holz-Späne vorbereiten.

Die richtige Holzart?

Apropos Holz-Späne: Holz ist ja nicht gleich Holz. Welches Holz darf es denn sein für die energetische Verwertung? Ein billiges Feuer aus Weide oder Pappel? Vielleicht ein exklusiv teures Feuerchen aus Eiche oder Nussbaum? Tatsächlich ist nicht der Preis entscheidend, sondern die Wahl der richtigen Baumart. Die unterschiedlichen Baumarten weisen verschiedene Brennwerte auf, die in Kilowattstunden pro Kilogramm Holz erhoben werden. Hohe Brennwerte von 4,5 kWh/kg weist die Fichte auf. Buche hat einen Brennwert von 4,0 kWh/kg. Aber die verschiedenen Hölzer weisen eine  unterschiedliche Dichte auf. Die Dichte ändert einiges: Auf den Raummeter Holz (Kubikmeter) bezogen (entspricht etwa 0,7 Festmetern), kompensiert Eichen- und Buchenholz etwa 210 Liter Heizöl, während die Fichte nur 150 Liter Erdöl ersetzen kann. Kurz und bündig: Gutes Brennholz liefern die Buche, Eiche und Esche gefolgt von Birke und Ahorn. Für alle Liebhaber: Ein besonders schönes Flammenbild soll das Holz der Esche erzeugen. Hackschnitzeln und Holzpellets gibt es auch aus Fichte und anderen Hölzern, hier spielt die Dichte keine so große Rolle. Hier wird anders und kontinuierlich zugeheizt, bzw. die nötige Dichte ist durch die Aufbereitung der Pellets sichergestellt.

Heizen mit Holz: Kurz und knackig

Ist Ihnen jetzt schön warm um‘s Herz geworden? Holzfeuer ist etwas Wunderbares, egal ob draußen in der Feuerschale oder im Ofen und Kamin in den eigenen vier Wänden. Wichtig ist, damit es nicht nur gemütlich, sondern auch sauber und in der Nachbarschaft friedlich bleibt, muss ein Ofen ordentlich fachgerecht betrieben werden. Zusammenfassend heißt das: Nutzen Sie am besten moderne Feuerungsstätten, die auf die Größe der zu heizenden Räume ausgerichtet sind. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Ofen gut gewartet und gepflegt ist, damit z.B. eine gute Sauerstoffzufuhr sichergestellt wird. Verheizen Sie trockenes Holz mit einer Restfeuchte von idealerweise unter 20%. Lagern Sie ihr Holz richtig, möglichst vor Regen und Bodenfeuchtigkeit geschützt, das gilt auch für Hackschnitzel und Holzpellets. Die Holzart ist vor allem bei Scheitholz entscheidend. Hier sind Buche und Eiche eine gute Wahl. Beim Anzünden und Feuerbetrieb sollte immer eine gute Luftzufuhr ermöglicht werden. Anzünden bitte ohne Papier, als Profi starten Sie ihr Feuer zudem von oben. Zu viel Holz während des Nachlegens sorgt für Qualm und Feinstaub, also lieber nur zwei bis vier Scheite (je nach Größe der Brennkammer) und dafür regelmäßig. Der perfekte Moment zum Nachlegen ist übrigens, wenn die Flammen gerade am Ausgehen sind und gleichzeitig noch ausreichend Glut in der Brennkammer Brennraum ist. Bei Hackschnitzeln und Pellets läuft letzteres automatisch.

Holzenergie, eine gute Wahl?

Ist Holz denn nun immer eine gute Wahl? Diese Frage lässt sich mit „Jain“ beantworten. Es kommt beispielsweise darauf an, woher Sie ihr Holz beziehen. Lange Lieferwege verschlechtern die CO2 Bilanz des Holzes. Außerdem sollten Sie darauf achten, ob das Holz aus einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung stammt. In Deutschland regeln die Waldgesetze, dass die Waldbestände schonend bewirtschaftet werden. Aber den meisten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern liegt auch ohne gesetzliche Vorgaben ihr Wald viel zu sehr am Herzen, um ihn zu schänden. Für Zusätzliche Sicherheit beim Holzeinkauf sorgen Gütesiegel wie FSC oder PEFC. Tatsächlich hat auch beispielsweise die Stiftung Ökotest im Jahr 2018 Holzpellets unter die Lupe genommen.

Kaskadennutzung

Sicherlich richtig und wertvoll ist die Einschätzung vieler Experten, dass ein Großteil des Holzes eigentlich viel zu wertvoll ist, um verbrannt zu werden. Wann immer es möglich und gleichzeitig sinnvoll ist, sollte eine stoffliche Nutzung der energetischen vorgezogen werden. In einer idealen Wertschöpfungskette würden wir Bäume beispielsweise zuerst zu Hausbalken verarbeiten. Diese Balken könnte man mit dem Abriss eines Hauses weiter zu Möbeln wie Betten oder Tischen verwerten. Erst, wenn kein weiteres Recycling oder Upcycling mehr möglich ist, erst dann sollte das Holz in die energetische Verwertung kommen. Modellprojekte für die einzelnen Schritte dieser Kaskadennutzung gibt es schon seit langem. In der Praxis gelangen tatsächlich vorwiegend solche Stämme in die energetische Verwertung, die für eine hochwertige Nutzung (Bauholz, Möbelholz, Furniere etc.) eine zu schlechte Qualität oder zu geringe Durchmesser aufweisen und die nicht als Biotop- oder Totholz im Bestand verbleiben sollen.

Holzstapel mit Stämmen mit schlechterer Qualität

Gleichzeitig lässt sich bei allem Für und Wider feststellen, dass beim Heizen mit Holz, wenn man weiß wie es richtig geht, ein nur ein Bruchteil des CO2 ausgestoßen wird, das beim Heizen mit Erdöl, Gas, Steinkohle oder sonstigen fossilen Brennstoffen anfallen würde.

Realistische Utopie?

Sollte jetzt jeder in Deutschland mit Holz heizen? Eine so radikale Umstellung wäre sicherlich zu Viel des Guten. Zum einen würde es noch wichtiger, dass hocheffiziente Feuerungsanlagen zum Einsatz kommen und diese dann nicht als Einzelfeuerungsanlagen, sondern von den Städten und Gemeinden zentral betrieben. In vielen Gemeinden laufen solche kommunalen Hackschnitzelraftwerke bereits. Zum anderen würde das den Abschied vom Scheitholzeinsatz bedeuten, da Hackschnitzel und Pellets prinzipiell einen besseren Wirkungsgrad aufweisen (mal abgesehen von hocheffizienten Scheitholz Holz-Vergaseranlagen). Gleichzeitig würden die Themen energieeffizientes Bauen und Sanieren, Dämmen und Co noch deutlich drängender.

Für die Rohstoffversorgung müsste man in diesem Fall voraussichtlich zusätzlich auf Holzlieferrungen aus Kurzumtriebsplantagen zurückgreifen. Es müssten also öfter schnellwachsende Baumarten wie die Pappel in Agroforestsystemen angebaut werden. Und das wäre nur ein Teil dieser Utopie.

Wie so oft, die Mischung macht‘s. Und so sind fachgerecht und durchdacht betriebene Holzöfen ein Baustein in einer größeren Strategie hin zum CO2 schonenden Heizen. Dieser Waldseiten-Beitrag beinhaltet nur einen Teil dessen, was man zum Heizen mit Holz erzählen könnte, da gäbe es noch vieles mehr. Klar geworden ist hoffentlich, dass Holzfeuer heute nichts mehr mit Steinzeitverhalten zu tun haben, auch wenn wir uns wie unsere Vorfahren am Feuer wohl und sicher fühlen.

Quellen